Nachhaltiger Konsum ist ein wichtiger Punkt auf der Agenda der Europäischen Kommission, aber auch bei den Verbrauchern. Laut einer Umfrage denken mehr als 50 % beim Einkaufen an die Umwelt.

Der Grüne Pakt für Europa sieht als Ziel vor, bis 2050 klimaneutral zu sein, und die Europäische Kommission hat Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft ergriffen.

So wurde das europäische Energielabel seit dem 1. März 2021 komplett überarbeitet und vereinfacht. Es ist in ganz Europa anwendbar und hilft Ihnen somit, beim Kauf von Elektrogeräten eine bewusste Entscheidung zu treffen.

Das Recht auf Reparatur trat ebenfalls am 1. März 2021 für Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Wäschetrockner und Geschirrspüler in Kraft. Seit diesem Datum sind Hersteller und Importeure verpflichtet, professionellen Reparaturwerkstätten und Verbrauchern mindestens 7 bis 10 Jahre lang, nachdem die letzte Einheit eines Modells auf dem EU-Markt in Verkehr gebracht wurde, eine Reihe von wichtigen Teilen zur Verfügung zu stellen.

Umweltbewusstes Konsumieren setzt voraus, dass man versteht, was ein umweltbewusstes Produkt ist. Es handelt sich dabei um ein Produkt, das während seines gesamten Lebenszyklus weniger Auswirkungen auf die Umwelt hat, d. h. von der Gewinnung der Rohstoffe über das Design, den Transport, die Nutzung und das Recycling. Versuchen Sie, umweltfreundliche Produkte im Internet zu finden, die Auswirkungen ihrer Lieferung zu begrenzen, Rücksendungen von Bestellungen zu vermeiden, Ihre Produkte zu reparieren und zu recyceln und werden Sie so zu umweltbewussten europäischen Verbrauchern!

Nachhaltige „Best Practices“ aus ganz Europa

Der erste klimaneutrale Kontinent werden: Das ist das Ziel, das sich Europa gesteckt hat und mithilfe des European Green Deal (Europäischer Grüner Deal) bis 2050 erreichen möchte. Insbesondere im Verbraucherschutz spiegeln sich diese Bemühungen konkret wieder.

Daneben gibt es aber auch zahlreiche nationale und lokale Initiativen für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Einige davon gehen sogar über die EU-Gesetzgebung hinaus oder verfolgen besonders innovative Ansätze.

Anlässlich des Weltverbrauchertages am 15. März stellt das Europäische Verbraucherzentrum Luxemburg diese nachhaltigen Initiativen vor.

Österreichische Reparatur-Gutscheine

Mithilfe von Reparaturbons bekämpft das Land tonnenweise Elektroschrott. Die Gutscheine decken die Hälfte der Reparaturkosten bis zu einem Höchstbetrag von 200 Euro ab. Bürgerinnen und Bürger werden so ermutigt, Geld in eine Reparatur zu investieren anstatt ein Gerät wegzuwerfen und ein neues zu kaufen. Seit 2020 ist das Programm in der Hauptstadt Wien ein großer Erfolg und wird 2022 auf das ganze Land ausgeweitet.

Belgien

In Belgien gibt es Second-Hand-Läden namens „De Kringwinkel“ oder „Les Petits Riens“ mit Standorten im ganzen Land. Dort kann jeder Möbel, Küchenutensilien und ähnliche Dinge abgeben, die er nicht mehr braucht. Oder sie zu einem Schnäppchenpreis erwerben.

Bulgarien

Ein multinationales Bekleidungsunternehmen, das in Bulgarien tätig ist, ermutigt die Verbraucher, ihre abgetragenen Kleidungsstücke in seinen Geschäften abzugeben. Die Kleidung wird vor Ort angenommen, und der Händler kümmert sich darum, dass die Kleidung wiederverwendet oder recycelt wird. Wenn die Kunden ihre Altkleider im Geschäft abgeben, erhalten sie einen Gutschein, den sie bei ihrem nächsten Einkauf einlösen können.

Kroatien

Die kroatische Online-Plattform „Burza otpada“ (Abfallbörse) bringt Unternehmen zusammen. Sie fördert den Austausch von Informationen über das Angebot und die Nachfrage von Sekundärrohstoffen, die in einem Produktionsprozess anfallen oder aus der Abfallwirtschaft stammen. Das Projekt, das 2017 ins Leben gerufen wurde, wirkt sich indirekt auf die Verbraucher aus, da es darauf abzielt, die Abfallentsorgung zu reduzieren und einen nachhaltigen Ansatz für die Bewirtschaftung von Primärressourcen zu verfolgen und dadurch die Lebensbedingungen für alle zu verbessern.

Zypern

Zypern fördert den Kauf eines neuen Fahrrads und gewährt einen Zuschuss für die Reparatur und Wartung eines Fahrrads. Das Land verbietet auch die kostenlose Bereitstellung von dünnen Plastiktragetaschen an Verkaufsstellen.

Tschechische Republik

In den letzten Jahren gibt es in Tschechien immer mehr Lebensmittelgeschäfte, in denen die Verbraucher z. B. Reis, Nudeln, Kaffee oder Tee kaufen und verlangen können, dass die Waren in mitgebrachten Behältern verpackt werden, so dass kein Abfall aus Einweg-Plastikverpackungen anfällt.

Dänemark

„Too Good To Go“ ist eine mobile App, die 2015 in Dänemark entwickelt wurde, um die Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Restaurants oder Geschäfte stellen dort unverkaufte Essensreste oder Mahlzeiten ein, die sie sonst wegwerfen würden. Die Kunden können in der App nachsehen, was in ihrer Nähe verfügbar ist und die Lebensmittel zu meist sehr günstigen Preisen abholen. Eine Win-Win-Situation für Verbraucher, Restaurants und die Umwelt zugleich.

Frankreich:

Reparatur statt Austausch von mangelhaften Produkten

Frankreich ermutigt Verbraucherinnen und Verbraucher von Gesetzes wegen dazu, mangelhafte Produkte vorzugsweise reparieren zu lassen als auf den Austausch gegen ein neues Produkt zu pochen. Beispielsweise wird der Lauf der Gewährleistungsfrist für den Zeitraum angehalten, in dem sich ein Artikel in Reparatur befindet. Oder durch eine Verlängerung der Gewährleistung um sechs Monate, wenn der Verbraucher den Händler um Reparatur bittet. In Frankreich beginnt die 2-jährige Gewährleistungsfrist sogar von neuem, wenn der Händler entscheidet, ein Gerät auszutauschen anstatt es, wie verlangt, zu reparieren.

Gesetz gegen Vernichtung von Kleidung & Co. in Deutschland

Mit einer Änderung des deutschen Gesetzes zur Förderung der Kreislaufwirtschaft möchte der deutsche Gesetzgeber der Vernichtung von Neuwaren, Überproduktion und unnötigen Retouren einen Riegel vorschieben. Bislang landen neuwertige und funktionstüchtige Waren oft im Müll, insbesondere Elektroartikel oder Bekleidung. Hersteller und Händler sollen zukünftig nachvollziehbar dokumentieren, wie sie mit unverkauften Produkten umgehen. Ob sie diese zum Beispiel spenden oder günstiger weiterverkaufen.

Italien

Die italienische Plattform NeXt-Nuova Economia per tutti bietet einen Überblick über nachhaltige Best Practices im ganzen Land. Egal, ob diese von Unternehmen, Schulen, Gemeinden oder Start-ups durchgeführt werden. Mit dem Tool „Vote for your Wallet“ werden die Verbraucher dazu ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und bewusste Kaufentscheidungen zu treffen.

Lettland: Rabatt auf Kaffee im mitgebrachtem Becher

Mehrere lettische Tankstellen ermuntern Verbraucherinnen und Verbraucher dazu, ihren eigenen wiederverwendbaren Kaffeebecher mitzubringen. Auch eine der größten Einzelhandelsketten mit hunderten von Geschäften verfolgt diesen Ansatz. Kunden, die ihren eigenen Becher mitbringen, bekommen 10 bis 15 Prozent Rabatt auf den Kaffee. So soll die Menge an Abfallbechern im Land reduziert werden.

Kostenloser Nahverkehr in Luxemburg

Luxemburg ist das erste Land der Welt, das den öffentlichen Nahverkehr kostenlos anbietet. Egal, ob Einwohner oder Touristen: Jeder kann einfach in den Zug, Bus oder die Straßenbahn einsteigen, ohne einen Fahrschein lösen zu müssen. Ziel ist es, das Bewusstsein für umweltfreundliche Transportmöglichkeiten zu erhöhen.

Malta

Das so genannte Getränkeverpackungs-Erstattungssystem schafft Anreize für die Rückgabe von Einweg-Getränkeverpackungen, indem beim Verkauf von Getränken wie Wasser, Erfrischungsgetränken, Apfelwein, Bier, trinkfertigem Kaffee und verdünnbaren Getränken in Form von Glas-, PET- oder Metallflaschen und -dosen ein Pfand von 0,10 Euro erhoben wird. Die Erstattungsregelung soll in Malta ab dem 1. April 2022 eingeführt werden. Darüber hinaus wird den Verbrauchern in ganz Malta und Gozo ein Netz von Rücknahmeautomaten für die Rückgabe von Getränkebehältern zur Verfügung stehen.

Verpackungsfreier Online-Supermarkt in den Niederlanden

Der in Rotterdam ansässige „Pieter Pot“ ist der erste verpackungsfreie Online-Supermarkt in den Niederlanden. Kunden kaufen Produkte in großen Mengen und bekommen sie in Pfandgläsern geliefert. Die Gläser können anschließend zurückgegeben werden. Sie werden gereinigt und neu befüllt.

Norwegen

In Norwegen gibt es ein Pfandsystem für wiederverwertbare Flaschen und Dosen, mit dem alle Norweger vertraut sind. Im Eingangsbereich aller norwegischen Supermärkte stehen Recycling-Automaten, und man erhält das Pfand zurück, das man beim Kauf der Flasche oder Dose bezahlt hat. Im letzten Jahr wurden mehr als 92 % aller Flaschen und Dosen in Norwegen recycelt.

Polen

Ein Architekturbüro aus Wrocław hat ein Projekt für ein mobiles Hotel entworfen, das aus einem isothermischen Kühlwagen besteht. Sie verwenden Sattelschlepper, die wir normalerweise auf der Straße sehen und die bisher für den Transport von Lebensmitteln verwendet wurden, so dass sie die richtigen Eigenschaften haben, um eine bestimmte Temperatur im Inneren zu halten. Bei dem Projekt geht es um Upcycling, d. h. die Aufwertung des Materials und die Umwidmung von Kühllastwagen in Hotelzimmer. „Good spot“ ist der erste Komplex in Polen, der mobile Unterkünfte dieser Art anbietet.

Portugal

Die portugiesische Regierung hat ein Programm zur Bekämpfung der Energiearmut aufgelegt. Es bezuschusst Arbeiten an Häusern, um sie energieeffizienter zu machen. Dazu gehören z. B. Gebäudeisolierung, nachhaltiges Heizen oder Verbesserungen an Fenstern und Türen.

Slowenien

In Slowenien führt das Reuse Centre, eine gemeinnützige Organisation, Aktivitäten zum nachhaltigen Konsum durch, getreu dem Motto: reduzieren, reparieren, wiederverwenden. Sie geben den Verbrauchern zum Beispiel die Möglichkeit, sich an der Reparatur eines Produkts zu beteiligen und ihnen die richtige Wartung beizubringen. Sie stellen auch neue Produkte aus bestehenden her (Upcycling).

Mehrwertsteuersenkungen auf Reparaturen in Schweden

Schweden hat seinen Mehrwertsteuersatz von 25 % auf 12 % gesenkt, wenn es um die Reparatur von Fahrrädern, Schuhen, Lederwaren, Kleidung und Haushaltswäsche geht. Handwerker dürfen Reparaturen an größeren Elektrogeräten zu Preisen anbieten, die bis zu 50 % unter den tatsächlichen Kosten liegen – den Differenzbetrag bezahlt der Staat.